Der Einladung zum Architektentag 2011 in Koblenz zum Thema „Mehr Stadt“ folgten viele Kollegen, bedauerlicherweise jedoch kein Verantwortlicher einer größeren rheinland-pfälzischen Stadt. Man mag bedauern, dass sich die Außenwirkung einer anspruchs- und qualitätvollen Veranstaltung damit in Grenzen hielt, verwundern kann dies freilich nicht; die überwiegende Zahl der in Rheinland-Pfalz für Stadtentwicklung und -gestaltung in Politik und Verwaltung Entscheidenden hat keine dahingehende Berufsqualifikation und fühlt sich vielleicht unter der Fahne des Architektentages fehl am Platz. Über geeignete Mittel zur Verbreitung wichtiger Botschaften haben wir nachzudenken; das Grundproblem ist aber an anderer Stelle zu lösen.
Im Gegensatz zu fast allen übrigen Ländern in dieser Republik und im benachbarten Ausland leisten wir uns noch immer fachfremde Stellenbesetzungen und nehmen in Kauf, dass die vielschichtigen gestalterischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Zusammenhänge in der stadtplanerischen Arbeit und Diskussion nicht kompetent vertreten werden, schlicht zu kurz kommen. Juristen, Wirtschafts-, Marketing- und Verwaltungsexperten bestimmen, wie sich der Anblick unserer Städte verändert. Angesichts trauriger Ergebnisse landauf, landab wünschte man sich, dass sprichwörtlich mehr Schuster bei ihren Leisten geblieben wären. Es mangelt an der Einsicht, dass es zur Gestaltung einer lebens- und liebenswerten gebauten Umwelt der Fachkompetenz von Stadt- und Landschaftsplanern, sowie Architekten und Innenarchitekten an den Schaltstellen bedarf. Nur folgerichtig fordert der Deutsche Architektentag in seiner „Dresdner Erklärung“ denn auch „eine kompetente und leistungsstarke Bauverwaltung“, die in unseren Städten nicht schustert, sondern plant.
Vizepräsident Ernst Wolfgang Eichler, Alzey