20. Juli 2023

Wiederaufbau mitgestalten!

Christina Fabritius
Architektin Christina Fabritius
Foto: privat

Architektin Christina Fabritius berichtet im Interview über die Situation der Bauämter gut zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal

Gut zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sind die Bauämter sehr stark gefordert, Fachkräfte werden dringend gesucht! Gerade für Architektinnen und Architekten ermöglicht die Arbeit im Bauamt, den Wiederaufbau der betroffenen Gebiete zukunftsorientiert mitzugestalten, weiß Architektin Christina Fabritius.

 

Frau Fabritius, Sie haben Architektur an der Fachhochschule für Technik Stuttgart studiert und arbeiten seit 2014 in der Kreisverwaltung Ahrweiler. Was sind Ihre Aufgabenschwerpunkte dort?

Ich bin für Baugenehmigungsverfahren zuständig und prüfe oder bearbeite die eingereichten Anträge – vom Hotel über öffentliche Bauten wie Schulen bis hin zum Einfamilienhaus. Bis auf die Städte Remagen und Sinzig habe ich schon alle Baubezirke im Kreis Ahrweiler bearbeitet. Zudem führe ich Bauberatungen durch. Wer jetzt denkt, Verwaltungen seien langweilig, ist auf dem Holzweg. Das Aufgabenfeld ist sehr spannend und abwechslungsreich. Es bietet interessante Einblicke in unterschiedliche Nutzungsarten, denen je nach Gebäudetyp unterschiedliche Gesetzesarten zugrunde gelegt werden müssen.

Wie hat sich die Flutkatastrophe auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Die Anzahl der Anträge ist enorm gestiegen! Die einen wollen wiederaufbauen, die anderen müssen neu bauen. Hinzu kommen unzählige Beratungen, insbesondere von Bauherren, aber auch Architektinnen und Architekten. Da viele meiner Kolleginnen und Kollegen selbst von der Flut betroffen sind, mussten Gerhard Weis, Abteilungsleiter Bauen, und ich versuchen, die Fülle an Anfragen im Akkord zu bewältigen. Zunächst waren es vor allem Beratungen. Oft war das emotional sehr fordernd, denn die persönlichen Schicksale gehen ans Herz. Noch heute bekomme ich Gänsehaut! Die Bauanträge kamen dann etwas verzögert – mit lokalen Unterschieden. Während es etwa in Altenahr bereits Ende des Jahres 2021 Schlag auf Schlag ging, hat die Antragstellung aus Bad Neuenahr bei mir erst jetzt stark zugenommen. Eines ist sicher: Die Flutkatastrophe und ihre Folgen werden uns in den kommenden Jahren weiter beschäftigen!

Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Sie aktuell?

Themen wie Nachhaltigkeit gewinnen zunehmend an Bedeutung und müssen schon jetzt mitgedacht werden. Jedoch muss ich mich an die derzeit gültigen Gesetze halten. Erste gesetzliche Änderungen sind bereits auf dem Weg, um in bestehenden, schwer getroffenen Baugebieten systematisch und gezielt den Wiederaufbau zu steuern. Weitere Anpassungen des Baugesetzbuchs könnten noch folgen. Das fließt unmittelbar in unsere Arbeit ein. Gerade nach der Flutkatastrophe wollen wir uns Zeit für die Bürgerinnen und Bürger und ihre Architektinnen und Architekten nehmen und ihnen die nötigen Hilfestellungen geben. Mitunter stoßen wir dabei personell an unsere Grenzen.

Über dem Eingang der Kreisverwaltung steht in großen Buchstaben „Komm in unser Team!“

Die Kreisverwaltung Ahrweiler sucht auf vielen Ebenen kluge, kreative Köpfe mit frischen Ideen, die den Wiederaufbau voranbringen. Wer die Herausforderung und ein spannendes Aufgabenfeld sucht, ist bei uns genau richtig. Darum lautet unser Aufruf: Kommt und gestaltet mit!

Das Interview führte Lena Pröhl.