Die „Ortsgespräche“ haben sich dem Perspektivwechsel verschrieben. Sie laden Denkmalpfleger ein, historische Gebäude mit den Augen der Architekten zu sehen und Architekten, es mit denen der Denkmalpflege zu versuchen. Und sie schauen dabei zu, wie die angestellten, beamteten und freischaffenden Berufskollegen von beiden Seiten des Schreibtisches berichten: aus den freien Büros und der Bauverwaltung, aus Immobilienunternehmen und der Denkmalpflege. Genau darum ging es auch in Landau Ende September. Hinzu kam ein Drittes - die Frage, ob und was die Nachkriegsmoderne von den Denkmälern der vergangenen Jahrhunderte unterscheide.
17. Oktober 2016
Wohnen beim General | 5. Ortsgespräch
Architekt Thorsten Holch aus Landau, erfahren in der Sanierung von Baudenkmäler wie in ihrer Vermarktung, nahm sich des aufgelassenen Verwaltungsgebäudes aus den 1950er Jahren an. Es stand seit 2007 als Zeugnis der französischen Besatzungszeit unter Denkmalschutz. Da war die französische Armee schon seit einigen Jahren abgezogen. Sein erster Plan war es, hier wieder eine Verwaltungsnutzung unter zu bringen, nah an der ersten Nutzung zu bleiben. Daraus wurde nichts.
Doch die Gartenschau 2015 hatte auch dieses vergessene Areal in die Kategorie der ersten Wohnlage katapultiert. Und Wohnungen werden in Landau gesucht. Aber wie war die Wohnnutzung denkmalgerecht unterzubringen? Wo konnten und sollten Balkone untergebracht werden? Die Lösung in Landau: Eine Doppelstrategie - zum Innenhof wurde die in der Zwischenzeit überformte Fassade wieder auf den Bestand der 1950er Jahre zurückgeführt. Auf der Rückseite wurde ein Regal für offene Plattformen - „Balkon“ können die zimmergroßen Erweiterungen eigentlich nicht genannt werden - angefügt. Die alte Rückfassade verschwindet nun zwar fast dahinter, ist konstruktiv durch die freistehende Ergänzung aber kaum berührt. „Reversibel“, lautet das Zauberwort, mit dem Wohnen im Denkmal attraktiv gemacht wurde.
Archivbeitrag vom 17. Oktober 2016