Die Architektur der 1950er Jahre stellt für Denkmalpfleger, Architekten und Handwerker eine Herausforderung dar. Welche besonderen schutzwürdigen Qualitäten lassen sich aus der Flut der Bauten herausfiltern, die nach den Zerstörungen des Weltkriegs und angesichts der herrschenden Not häufig mit bescheidenen Mitteln schnell errichtet wurden? Ist es möglich, Konzepte zu entwickeln, die dem zunehmenden Veränderungsdruck und den Erwartungen an Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz standhalten? Um diese Fragen ging es im 15. „Tatort Altbau“ am 25. Oktober 2017 in Trier, der wie immer von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, der Handwerkskammer Koblenz und der Direktion Landesdenkmalpflege der Generaldirektion Kulturelles Erbe veranstaltet wurde.
Mit der 1956-1960 in mehreren Bauabschnitten errichteten, als Kulturdenkmal geschützten Stadtbibliothek wurde ein zum Thema passender Tagungsort gewählt; der geräumige Lesesaal mit seiner großzügigen Glasfront zum angrenzenden Palastgarten war voll besetzt. In seiner Begrüßung als Hausherr erläuterte Prof. Dr. Michael Embach die Hintergründe des Neubaus, der auf den Wiederaufbauplan der französischen Militärregierung nach dem Krieg zurückgeht. Das von dem Trierer Stadtbaurat Alfons Leitl entworfene Gebäude mit seinem markanten, durch ein dekoratives Betongitterwerk verkleideten Büchermagazin steht am Übergang von repräsentativ zu funktionell geprägten Leitvorstellungen, wie der Kunsthistoriker Daniel Thull M.A. darlegte. Über die Aufgabe, die Stadtbibliothek unter Wahrung ihres architektonischen Charakters den modernen Anforderungen an Technik, Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit anzupassen, berichtete Peter Hardt vom Architekturbüro Weltzel + Hardt aus Trier; eine Besonderheit stellte die Einrichtung der "Schatzkammer" mit ihren wertvollen mittelalterlichen Handschriften dar, die heute teilweise zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehören.