Skeptiker gaben 1995 dem "Tag der Architektur" keine lange Lebensdauer. Die Befürchtung, das Format könne schnell an Attraktivität verlieren, bestätigte sich glücklicherweise nicht. Im Gegenteil: die mediale Aufmerksamkeit steigerte sich von Jahr zu Jahr und damit auch die Besucherzahlen. Heute ist der Tag der Architektur das bundesweit größte Baukulturevent und nicht mehr wegzudenken aus der Öffentlichkeitsarbeit der Kammern.
Doch zuerst einmal zurück auf Anfang: Rheinland-Pfalz gehörte mit Hessen, dem Saarland und Thüringen zu den Pionieren und führte den ersten Tag der Architektur bereits 1995 durch. Vorbild war der "Tag des offenen Denkmals", der 1993 an den Start gegangen war. Nach und nach kamen die anderen Bundesländer dazu und schon 2001 konnte man sich auf einen einheitlichen Termin- das letzte Juniwochenende - verständigen.
"Raum erleben!" war 2005 das erste bundesweite Motto, das seitdem jedes Jahr zur Unterstützung der Pressearbeit gefunden wird. Fünfzehn Jahre später lautet das Motto "Ressource Architektur" - brandaktuell also und die Wertigkeit, Nachhaltigkeit und Bedeutung der gebauten Umwelt unterstreichend. "Der Neubau macht in Deutschland jährlich nur rund ein Prozent des Bauens aus; im Mittelpunkt stehen für uns meist die Pflege und der Erhalt des Gebäudebestands", sagt Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, in ihrem Grußwort zum diesjährigen Tag der Architektur. Im intelligenten, nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit dem Vorhandenen läge eine große Chance, aber auch eine Verpflichtung, so Bohle. Die bestehende Bausubstanz speichere unzählige Potenziale und Energien - neben Materieberge sie auch Wissen, Geschichte, Gestaltung und Kultur. Auch in Rheinland-Pfalz sind in jedem Jahr gut die Hälfte der Projekte aus dem Bereich Bauen im Bestand.