Herr Diederich, Sie arbeiten seit sechs Jahren in Luxemburg. Unterscheidet sich die Arbeit dort von der in Deutschland?
Ein Vergleich ist nicht so einfach. Die administrativen Abläufe sind anders und zum Teil auch komplizierter als in Deutschland. In Luxemburg dauert es rund zehn Jahre, um ein größeres Projekt ins Rollen zu bringen. Dafür ist die Arbeit sehr reizvoll, da Architektur in Luxemburg einen hohen Stellenwert hat. Das zeigt sich auch an der Höhe der Budgets, wobei inzwischen auch hier ein Sparkurs Einzug gehalten hat. Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es aber immer noch viel Arbeit und schöne Bauaufgaben, weswegen auch immer noch viele Berufsanfänger den Weg nach Luxemburg suchen.
Gibt es bürokratische Fallstricke, wenn man als Deutscher in Luxemburg arbeiten möchte, beispielsweise bei der Sozialversicherung?
Nein. Als Angestellter wird man wie in Deutschland kranken- und rentenversichert. Zum Teil sind die Leistungen sogar besser. Ob man einen Arzt in Deutschland oder in Luxemburg aufsucht, bleibt einem selbst überlassen. Die Absprachen zwischen beiden Ländern sind sehr gut, die Bürokratie geht fast gegen null.
Wollten Sie in Luxemburg arbeiten, oder hat sich das zufällig ergeben?
Ich habe mich nach meinem Studium bewusst beim Büro WW+ beworben. Das war damals noch jung und kleiner. Es gab aber bereits sehr reizvolle Aufgaben.
Inzwischen sind Sie Senior Projektleiter der Ausführungsabteilung. Was sind da Ihre Aufgaben?
Zusammen mit zwei Kollegen überwache ich die laufenden Projekte, wir sind aber auch in die Entwurfsentscheidungen mit einbezogen, um die Gesamtplanung von Beginn an in die richtige Richtung zu lenken. Entsprechend machen Koordinierung, Organisation und Kontrolle sowie Besprechungen mit Bauherren, Gemeinden, Behörden, Fachplanern und Unternehmern den Großteil meiner Arbeit aus.
Sehnen Sie sich manchmal danach, wieder selber zu planen?
Eigentlich nicht. Ich bin mit dem Gesamtpaket meiner Aufgaben sehr zufrieden.
War es Ihr Ziel, vor allem administrativ tätig zu sein?
Ich habe bei WW+ direkt als Projektleiter für den Pavillon Madeleine in Kayl angefangen. Dann ist das Büro immer weiter gewachsen, es wurden Strukturänderungen notwendig, weitere Hierarchie-Ebenen entstanden und die Arbeit wurde neu aufgeteilt. So wurde ich Senior Projektleiter.
Sie engagieren sich seit einigen Jahren auch als Kammergruppensprecher. Was hat Sie dazu bewogen?
Einige Kollegen haben mich damals gefragt, ob ich das „Amt“ übernehmen will. Nach kurzer Überlegung habe ich zugesagt, da ich die Arbeit für wichtig halte: Baukultur muss ein Thema sein und bleiben. Über die Frage „Was ist gute Architektur, Stadtplanung, Innen- und Landschaftsarchitektur“ sollte eine breite Diskussion geführt werden - unter Kollegen sowie zusammen mit Bürgern. Leider finden die Veranstaltungen, insbesondere die Kammergruppensitzungen, wenig Resonanz. Dabei bieten sie eine gute Möglichkeit, die gemeinsamen Interessen voranzubringen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Archivbeitrag vom 2. Oktober 2014