17/2017
18. August 2017
"Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Sie erfordert Anpassungen der Produktionsstätten und der Verwaltung ebenso wie der Geschäftsmodelle und der Wertschöpfungsketten, der Ausbildung und der rechtlichen Rahmenbedingungen. Beim Bauen findet gerade ein Umbruch statt, der vieles von dem auf den Kopf stellt, was wir bisher kannten", so Präsident Reker. Neben den Chancen einer alle Planungsstufen integrierenden Technologie nannte er auch die Herausforderungen dieses Kulturwandels: Fragen der Haftung und der Datensicherheit, die Definition von Schnittstellen sowie einer produktneutralen Ausschreibung, Fragen der Sicherung von geistigem Eigentum und der Honorierung. Dies alles bleibe keineswegs in der Fachwelt stecken. Konkret betroffen seien Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie die öffentlichen Auftraggeber.
"80 bis 90 Prozent unserer Büros in Rheinland-Pfalz haben weniger als zehn, oft weniger als fünf Mitarbeiter", stellte Reker fest. Diese Büros sind gerade bei Umbau und Sanierung und bei der Bewältigung des alltäglichen Bauens immens wichtig. Sie prägen durch die Vielzahl der Aufgaben die Baukultur in Rheinland-Pfalz ganz unmittelbar. Das Bild unserer Dörfer, Städte und Landschaften für Einheimische und Besucher wird durch diese Baukultur geprägt. Doch die von kleinen und mittleren Planungsbüros geprägte Struktur könnte zwischen Fachkräftemangel und Investitionsdruck vor besonderen Herausforderungen stehen. Reker forderte daher die Architektenschaft auf, den Wandel aktiv zu gestalten. Dafür brauche es Kraft und Zuversicht, aber auch die Unterstützung der Landesregierung, um die er warb.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer hob in ihrem Grußwort die gute Zusammenarbeit mit der Architektenkammer hervor: "Viele Projekte konnten in den vergangenen Jahren mit Ihrer Unterstützung, Anregung oder durch kritisches Hinterfragen erfolgreich initiiert oder umgesetzt werden. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken." Ein Schwerpunkt dieser Zusammenarbeit ist das Thema "Wohnen". Hier gehe es vor allem um ausreichenden bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum für alle Menschen, aber auch um neue Wohnformen, etwa für ältere Menschen. Dabei seien Fachleute gefragt, diese Prozesse zu begleiten und zu unterstützen. "Deshalb ist es für mich wichtig, dass wir als Landesregierung die enge Zusammenarbeit mit der Architektenkammer weiterhin suchen und stärken", so die Ministerpräsidentin. Sie unterstrich, dass sich auch die Landesregierung intensiv mit der Digitalisierung beschäftigte. Diese spiele in fast allen Lebensbereichen eine Rolle, wie auch das Beispiel der Architekten zeige. Zur Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie habe die Landesregierung deshalb den "Digital-Dialog" als Beteiligungsverfahren gestartet. "Auch die Architekten und Architektinnen sind eingeladen, sich daran zu beteiligen", so die Ministerpräsidentin.
Landtagspräsident Hendrik Hering stellte den öffentlichen Raum und die Baukultur in den Fokus seiner Rede: "Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den städtischen Raum so zu gestalten, dass er zum Verweilen und zum Gespräch einlädt. Die Architektur kann dazu beitragen, einem Stadtteil eine unverkennbare Prägung zu geben. Ich möchte deshalb dafür werben, den öffentlichen Raum als Ort für öffentliche Dienstleistungen und bürgerschaftliches Engagement zu bewahren."