Die Architektenkammer fördert ihrem gesetzlichen Auftrag folgend Baukultur in Rheinland-Pfalz auf verschiedenen Wegen, nach Innen auf Kolleginnen und Kollegen hin zielend, nach Außen auf Politik und Gesellschaft. Dabei wird sie organisatorisch, verbal und finanziell vom Land unterstützt. Gemeinsam hat man sich Vieles auf die Fahne der Baukultur geschrieben: eine Stiftung, einen Dialog, ein Zentrum gar. Doch Vorsicht, wenn Anspruch und Wirklichkeit nicht im Einklang stehen; in der Werbebranche gilt, dass nichts einem schlechten Produkt mehr schadet als gute Werbung.
Wer die Fahne der Baukultur hochzieht, muss auch durch gute Beispiele für Wind sorgen, damit sie weht. In Wort und Schrift verbreitete Absichtserklärungen taugen wenig, wenn nicht Alles, was mit Bauen zu tun hat, von Kultur durchdrungen ist; angefangen bei der Stand-ortanalyse, über Projektentwicklung, VOF-Vergaben, Planung, Baudurchführung, bis hin zu Nutzung und Erhaltung.
Das setzt aber - wie Immanuel Kant es definierte - ein Mindestmaß an „Moralität“ voraus, um eine Abgrenzung von reiner Zivilisation zu schaffen. Das Streben nach Baukultur verlangt ein „umfassend auf den guten Zweck hin“ ausgerichtetes Handeln - Ästhetik ist ein Teil davon; das zur Theorie.
In der Praxis ist es Aufgabe der Kammer als Institution, weiter aufzuklären, zu schulen, für Baukultur zu werben. Ihre Mitglieder selbst - freischaffend, angestellt oder beamtet - haben die natürliche und gebaute Umwelt und das Werk früherer Kollegen bei ihrer Arbeit zu würdigen und zu respektieren. Immobilieneigentümer und Nutzer müssen sich ihrer Verantwortung für die Gesellschaft bewusst werden, die ertragen muss, was jene in Stadt und Landschaft stellen lassen. Zuletzt hat das Land als öffentlicher Auftraggeber und Planer bei alledem die absolute Vorbildfunktion, wenn sein Engagement als ernst gemeint verstanden werden soll.
Der Appell des Tessiner Architekten Luigi Snozzi bringt es auf den Punkt: „Jeder Eingriff bringt Zerstörung, zerstöre mit Verstand!“ Wer sich die jüngste Erweiterung der FH Koblenz ansehen muss, wird von alledem nichts spüren. Bis vor kurzem konnte Rheinland-Pfalz zur deutschen Hochschullandschaft einen besonders beeindruckenden und einzigartigen Gesamtkomplex beisteuern, den man schon vor seiner endgültigen Fertigstellung auch im „Architekturführer Rheinland-Pfalz 1945 - 2005“ aufgenommen hatte.
Aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen war der Entwurf über 20 Jahre Maßstab für die konsequente städtebauliche und architektonische Realisierung. Sensibel eingebunden in die Stadtstruktur und im respektvollen Dialog mit dem Landschaftsraum stehend, war die FH ein großer Gewinn für den Hochschulstandort und die Stadt Koblenz. Ihre gesamte Entstehung von der Projektentwicklung bis hin zur Realisierung ein Musterbeispiel für aufkeimende Baukultur in Rheinland-Pfalz.