30. September 2021
Erster Workshop für Lehrkräfte
Das Seminar in Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz hat bereits am 17. September 2021 in Mainz stattgefunden. Aufschrei, Emotion, Pathos, Aufbruch, Neuanfang … all das ist charakteristisch für Expressionismus in der Kunst. Wie kann aber Architektur, die doch sachlich und besonnen sein soll, expressiv sein? Kann man einen ständigen Aufschrei bauen? Kann ein Baumeister „durch Farben und Formen Tausende zu Jubel und Lust oder zur Trauer stimmen“? Zum Thema „Expressionismus“ wurde die Architektur, Filmarchitektur und Bühne des Expressionismus anschaulich dargestellt und die wichtigsten Charakteristika vermittelt. Beim kreativen Workshop wurden verschiedene Aspekte des Expressionismus fokussiert und am Modell herausgearbeitet.
Lehrkräfte aus Koblenz, Sprendlingen, Oppenheim und Mainz nahmen an der Fortbildung zu Architektur „Expressionismus – gebaute Emotion“ im Zentrum Baukultur in Mainz teil.
Referent Dr. Dr. Arne Winkelman ist Experte im Bereich Lehrerfortbildung in Architektur und hatte den Tag klar gegliedert. Ein Vortrag in akademischer Länge machte den Anfang. Unter den für den Expressionismus typischen Architekturformen „Der Kristall“, „Der Turm“, Organische Architektur und das Thema Mystik gliederte Winkelmann die thematische Einführung mit vielen beeindruckenden Fotos und Abbildungen. Die Architektur sei im Bereich der Künste ein „Spätzünder“ im Expressionismus gewesen, erklärte Winkelmann, der Architektur in Weimar, Berlin und Krakau studiert hat.
In der Stilepoche kam der „expressive Aufschrei“ der Bevölkerung als Ausdruck ihrer Unzufriedenheit nach dem Ende des ersten Weltkrieges künstlerisch zum Ausdruck. Eine Vielzahl von Denkmalen zeigen die baulichen Stilmittel der Zeit besonders deutlich. Winkelmann stellte in seiner Präsentation beispielsweise das Denkmal für die Märzgefallenen in Weimar von Walter Gropius (1922), das Revolutionsdenkmal von Mies van der Rohe in Berlin (1926) oder den Entwurf für das Gefallenendenkmal von Bruno Taut für Magdeburg (1921) vor.
Nach einer Fragerunde ging es mit Filmausschnitten der Stummfilme „Das Cabinet des Dr. Caligari“ und „Der Golem, wie er in die Welt kam“ über zum Thema Bühnenbild. Nachdem es Gelegenheit für Fragen und den Austausch zu den Eindrücken gab, konnten die Teilnehmer:innen das Erlernte direkt im Bau eines eignen Bühnenbildes, das eine Straßenszene zeigt, kreativ umsetzen. Die entstandenen Modelle wurden durch verschiedene Lichtquellen als „Bühnenbeleuchtung“ inszeniert. Die zur Verfügung gestellten Materialen, Styropor, Wellpappe, Karton und Holzspieße wären für den Unterricht einfach und kostengünstig zu besorgen. Insgesamt bot die Fortbildung viel direkt verwertbares Material und Winkelmann gab praktische Tipps für die Umsetzung im Unterricht.