Jeder Baustoff hat schon seine eigene Materialfarbe, richtig bunt wird es aber, wenn Anstriche, Lackierungen und Lasuren hinzukommen. Die Fortbildung für Lehrkräfte zum Themenfeld "Schule und Architektur" in Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz war gut besucht.
15. August 2023
Farbe in der Architektur
Los ging es mit einem Vortrag in akademischer Länge, bei dem zuerst die Grundlagen der Farbenlehre vorgestellt wurden. Am Beispiel des Goethe-Hauses in Weimar zeigte Arne Winkelmann wie die gewählten Wandfarben die Atmosphäre der Räume beeinflussten. Goethe hatte eine eigene Farbenlehre entwickelt, in dessen Farbkreis er den Farben auch Eigenschaften zugeordnet hatte, die uns heute ungewöhnlich erscheinen. Goethe habe die Wände seines Hauses den Tagesfunktionen angepasst, sein Arbeitszimmer wurde beispielsweise in einem hellen Grün angelegt, das für „sinnliche Nützlichkeit“ stehe. Der Farbkreis nach Johannes Itten, der am Bauhaus in Weimar lehrte, war den Lehrkräften vertrauter. Itten definierte die drei Grundfarben Rot, Blau und Gelb, aus denen die Sekundärfarben Violett, Grün und Orange gemischt werden. Die Farbtöne wurden in kalte und warme Farben gegliedert.
Winkelmann erläuterte, dass die Wirkung von Farben jedoch sehr individuell sei, jeder verbinde etwas Anderes mit bestimmten Farben. Er zeigte die Verwendung von Farbe in der Architektur in den verschiedenen Stilepochen von der Renaissance, dem Barock, Rokoko, Klassizismus, Neurenaissance bis zur Moderne. Neben der symbolischen Bedeutung der Farben spielte auch die Verfügbarkeit von Farben und Materialien eine entscheidende Rolle. Im anschließenden Stadtspaziergang durch die Mainzer Altstadt konnte das Thema anhand verschiedener historischer Gebäude vertieft werden.
Beim Workshop hieß die Aufgabe „Wandgestaltung“. Die Lehrkräfte konnten zwischen zwei großflächigen Innenwänden des Veranstaltungsortes „Zentrum Baukultur“ optional wählen. Bevor die Wandgestaltung in Zweierteams entworfen wurde, musste die gewählte Wand mit angrenzenden konstruktiven Bauteilen, wie den Stützen, aufgemessen und maßstäblich nachgebaut werden. Abschließend präsentierten die Lehrkräfte ihre Entwürfe, die dann von Winkelmann bewertet wurden.
Seminarhintergrund
Farbe in der kann beeindrucken, kann beruhigen, kann aufregen, kann täuschen, tarnen, Aufmerksamkeit erregen, kann verstecken, kann unterhalten … Jede Stilepoche hat ihr eigenes Verständnis von Farbgebung und Ästhetik wie die gedeckten, schweren Farben der Renaissance, die bunten Pastelltöne des Barock, die erdigen, dunklen Töne des Expressionismus, die Grund- und Nichtfarben beim Bauhaus, die schrillen, grellen Farborgien der Postmoderne … Farbe und Farbkombinationen unterliegen dem Zeitgeschmack, sowohl im Innern, an der Fassade, als auch im Stadtraum.
Auch im Schulbau hat Farbe seine Funktion und Bedeutung. Allerdings haben die Architekt:innen, Lehrer:innen und Schüler:innen nicht immer die gleiche Vorstellung von einer „schönen“ Farbgebung. Wie wirkt Farbe? Was gibt es zu beachten? Ist bunt gleich schön?