Jeder Mainzer kennt sie inzwischen, die Diskussion um die Sanierung des Mainzer Rathauses. Seit einigen Jahren setzen sich viele Mainzer Bürger, darunter weite Teile der Architektenschaft und die Denkmalpflege, vehement für den Erhalt und die Sanierung ein. Aber es hat auch Zweifel gegeben - insbesondere hinsichtlich der Finanzierbarkeit und der technischen Möglichkeiten. Sogar der Abriss wurde vorgeschlagen.
Vor dem Hintergrund der Schlussphase im Ideenwettbewerb zur Rathaussanierung luden die Mainzer Architekten der Kammergruppe Mainz/Mainz-Bingen Ende November gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architekten, Landesverband Rheinland-Pfalz, und dem Deutschen Werkbund Rheinland-Pfalz zu einem Gesprächs- und Diskussionsabend ins Zentrum Baukultur ein. In gut drei Stunden wurden die Aspekte beispielhafter Sanierung von Baudenkmälern der Nachkriegsmoderne, die Frage nach der spezifischen Qualität des Mainzer Rathauses und die stadtpolitische Sicht der Dinge aufgearbeitet. Die weit mehr als hundert Gäste nahmen sich Zeit für ein möglichst breites Bild und unterschiedliche Positionen.
Zum Auftakt wurde das Rathaus in Bensberg des Architekten Gottfried Böhm vorgestellt, das vor einigen Jahren saniert werden konnte. Demgegenüber stand das Beispiel des Vattenfall-Hauses, ein Hamburger Jacobsenbau. Durch laufende Investitionen in den Bauunterhalt präsentiert sich der Bau noch heute sehr gut.
Im zweiten Teil ging es eher um Kontroversen: In der „Kopf an Kopf“ überschriebenen Diskussionsrunde kämpfte Martin Bredenbeck, der junge Kunsthistoriker und Mitretter der Bonner Beethovenhalle, für den Erhalt des Jacobsenbaus. Sein Gegenüber, Dr. Dankwart Guratzsch, hatte in seinen Beiträgen für „Die Welt“ mehrfach Zweifel daran geäußert, ob das Rathaus zu retten sei. Dieser Haltung blieb er treu, wollte aber keineswegs zu denjenigen gezählt werden, die in Negation jeder kulturellen Verantwortung schlicht nach Kassenlage den Abriss fordern.
Dem Rededuell der Fachleute folgte das der Mainzer Stadtpolitik. Oberbürgermeister Michael Ebling sowie Vertreter von sechs Ratsfraktionen diskutierten in der von Prof. Dr. Falk Jäger moderierten Runde engagiert über den Erhalt des Rathauses, Kosten und Dauer der Sanierung sowie die Möglichkeit, im Zuge der Sanierung Bereiche zu verbessern, die aus heutiger Sicht als Probleme bewertet werden. Ihr beinahe einmütiges Votum am Ende lautete auf Erhalt des Rathauses sowie eine maßvolle und damit bezahlbare Sanierung. Dem gerade beendeten Ideenwettbewerb soll ein Realisierungswettbewerb folgen.
Archivbeitrag vom 22. Januar 2015