Seit einigen Jahren findet die Bundesauftaktveranstaltung immer in einem anderen Bundesland statt. Pünktlich zum fünfzehnten Tag der Architektur kehrte sie dorthin zurück, wo die mit weitem Abstand populärste Veranstaltung zur zeitgenössischen Architektur ihren Ausgangspunkt hatte - in den deutschen Südwesten. Rheinland-Pfalz, Hessen, das Saarland und Thüringen hatten nämlich 1995 zum ersten Mal den Versuch unternommen, interessierte Bürgerinnen und Bürger auf "architektouren" einzuladen. Mit steigendem Erfolg, wie sich zeigte. Aus dem „Tag der Architektur“ ist inzwischen im Wortsinn eine Bürgerbewegung für zeitgenössisches Bauen geworden.
Austragungsort des Auftaktes war in diesem Jahr das Hambacher Schloss im rheinland-pfälzischen Neustadt an der Weinstraße. „Zeichen setzen“, so das Veranstaltungsmotto 2009, sollten die rund 1.800 Wohnhäuser, Gärten, Schulen und Betriebsgebäude an 800 Orten, die am letzten Juniwochendende wieder in ganz Deutschland geöffnet waren.
Die gute Stimmung des Bundesauftaktes und der anschließenden architektouren wurde auch nicht durch die vereinzelte Kritik, die sich ein bundesweit vollkommen einheitliches Erscheinungsbild und Veranstaltungsprogramm wünschte, getrübt. Denn wen stört die - positiv formuliert - Vielfalt der Programme? Wem fällt sie überhaupt auf? Dem Fachjournalisten, der in den Wochen vor dem "Tag der Architektur" nach und nach sechzehn Programme bekommt, sicherlich. Jedes fordert Aufmerksamkeit, jedes ist anders, hat unterschiedliche Schwerpunkte. Diejenigen, die jedes Landesprogramm aber in erster Linie ansprechen will, die architekturinteressierten Menschen von Husum bis Garmisch-Partenkirchen, zwischen Aachen und Zwickau, haben meist nur ein Programm in Händen, das ihres Bundeslandes, oft kennen sie es aus den vergangenen Jahren, freuen sich darauf und tun das, wozu der Tag der Architektur sie einlädt: Sie fahren hin.
Archivbeitrag vom 6. Juli 2009