Mehr als 2.000 Gäste zog der diesjährige Neujahrsempfang der regionalen Wirtschaft und der Freien Berufe am 13. Januar 2020 in die Mainzer Halle 45. Vierzehn Kammern luden unter dem Thema „Rheinland-Pfalz im Jahr 2030“ zum Dialog zwischen Mittelstand und Politik ein.
22. Januar 2020
Jahresempfang der Wirtschaft
Eröffnet wurde der Mainzer Jahresempfang der Wirtschaft vom Präsidenten der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Dr. Engelbert J. Günster. In seinem Grußwort rief er zu einer sachlicheren Debatte zum Thema Klimaschutz auf: „In der öffentlichen Diskussion werden Untergangsszenarien entworfen und moralischer Druck aufgebaut, um maximale Ansprüche an die Wirtschaft zu stellen. Panik, Apokalypse und Ideologie sind aber schon immer schlechte Ratgeber gewesen.“ Eine weitere Forderung formulierte der IHK-Präsident bezüglich des Fachkräftemangels in Deutschland: Gut ausgebildeten Hochschulabgängern müsse wieder die Freude am Einstieg in entwickelnde und produzierende Bereiche der Wirtschaft vermittelt werden.
Auch in der anschließenden Podiumsrunde war der wachsende Fachkräftemangel eines der zentralen Themen. Moderatorin Patricia Küll diskutierte mit Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Dr. Markus Mai von der Landespflegekammer, Handwerkskammer-Präsident Hans-Jörg Friese und Justizrat Thomas Seither, Präsident der Pfälzischen Rechtsanwaltskammer Zweibrücken. Neben Lösungsansätzen wie der dualen Ausbildung, Teilzeitausbildung und der Berufsorientierung für Schulabgänger wurde die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes zum 1. Januar 2020 erörtert, das die Vergütung von Auszubildenden neu regelt. Eine weitere Maßnahme der Fachkräftesicherung ist der Zuzug aus dem Ausland.
Wir wollen Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen, dann müssen wir uns aber auch fragen, wie ausländerfreundlich ist unser Land?
Weitere Themen der Podiumsdiskussion waren die Veränderungen durch Digitalisierung, Legal Tech und Künstliche Intelligenz (KI). Die Landesregierung wolle die digitale Transformation kleiner und mittlerer Unternehmen unterstützen, betonte Malu Dreyer. Als positives Beispiel für gelungene Transformationen nannte sie die Batteriezellfertigung in Kaiserslautern: „Das zeigt, dass wir als Landesregierung zusammen mit den Beschäftigten, den Unternehmen und den Akteuren vor Ort mit den richtigen Anpassungsstrategien die Chancen der neuen Zeit nutzen und unser Land immer wieder neu erfinden können.“
Gastredner Christian Lindner, Bundesvorsitzender der Freien Demokraten und Vorsitzender der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag, äußerte sich ebenfalls zum Thema Fachkräftemangel, das sich seiner Einschätzung nach in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen wird. Seine Forderung daher: Mehr Ausgaben für Bildung, bessere Digitalisierung der Schulen und weniger Föderalismus.
In seiner Rede sparte Lindner nicht mit Kritik an der großen Koalition. Die wachsende Bürokratie ist ihm ein Dorn im Auge, als aktuelles Beispiel hob er die neue Kassenbonpflicht hervor. Ähnlich sieht er die Datenschutzgrundverordnung.
Wir brauchen eine DSGVO, vor der Apple zittert, aber doch keine, die der ehrenamtliche Schriftführer des Tennisvereins fürchten muss.
Zudem äußerte sich der Parteivorsitzende der Liberalen zum angespannten Wohnungsmarkt. Den Mietendeckel kritisierte er als Eingriff in den Markt und als Form der Enteignung. Die Wohnungsnot löse man nur mit neuen Wohnungen und schnellerem Bauen: „In unserem Land fehlen 1,9 Millionen Wohnungen. Wer soll auch nur noch einen Euro investieren, wenn er Enteignungen fürchten muss? Lösen wir das Problem doch, indem schneller gebaut wird als die Baugenehmigungen erteilt werden“, so Lindner weiter.
Nach Abschluss des offiziellen Parts trafen sich die Gäste zum Empfang im Foyer und nutzten die Zeit in lockerer Atmosphäre für gute Gespräche, angeregte Diskussionen und das Knüpfen neuer Kontakte.