24. April 2013
Kommentar zum Wettbewerb „Haus am Dom“
Zeitungsartikel, Leserbriefe und Diskussionsbeiträge in der öffentlichen Präsentationsveranstaltung der Wettbewerbsbeiträge machen deutlich, wie sehr das Haus am Dom nicht nur bewegt sondern regelrechte Kontroversen auslöst, bis hin zur Gründung einer Bürgerinitiative „kein Haus am Dom“.
Was ist passiert? Der Wettbewerb wurde sehr sorgfältig vorbereitet, der Auslober hatte mit Machbarkeitsstudien unterschiedliche Standorte für das geplante Gemeindezentrum untersuchen lassen, dargestellt, gegeneinander abgewogen und bewertet. Die Entscheidung für das Grundstück an der Südseite des Domes war im Vorfeld zwischen dem Bistum als Bauherr, der Domgemeinde als Nutzer, der Denkmalpflege und den Baubehörden abgestimmt und wurde bereits im vergangenen Jahr in der Zeitung veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt gab es solche Reaktionen in der Öffentlichkeit nicht.
Ist der Wettbewerb nun „schuld“ an der Aufregung? Hat er als Verfahren die Widerstände provoziert? - Keineswegs! Wettbewerbsverfahren zählen zu den demokratischsten Instrumentarien, die gebaute Umwelt zu gestalten: Aus einer Vielzahl von Lösungen wählt ein Gremium aus Fachleuten diejenigen aus, die die Aufgabe am besten erfüllen, hinsichtlich der Nutzung, der städtebaulichen Einbindung und der architektonischen Gestaltung. Wettbewerbe erzeugen Bilder und Darstellungen der Lösungsmöglichkeiten einer Bauaufgabe, weitaus anschaulicher als textliche Mitteilungen darüber, welches Grundstück ausgewählt wird oder welche Bauhöhe geplant ist.
Durch die Transparenz dieses Verfahrens und die Veröffentlichung der Ergebnisse wird selbstverständlich auch die Diskussion angeregt, eine Debatte um Architektur und Baukultur - und diese Debatte ist wichtig und muss geführt werden, die betroffenen Bürger sollen ihre emotionale Beteiligung und ihr Engagement für ihre Stadt- und Lebensräume einbringen können. Wettbewerbe sind Kristallisationspunkte für diesen Prozess, bieten sie doch konkrete und anschauliche Darstellungen von alternativen Lösungen.
Architekten, die an Wettbewerben teilnehmen, stellen sich dieser Debatte, solange sie sachlich geführt und fachlich beurteilt wird. Sie leisten ihren Diskussionsbeitrag in Form der eingereichten Entwurfsarbeit, in der sie ihre Ideen und Konzepte aber auch einen beachtlichen Arbeits- und Zeiteinsatz der Allgemeinheit zur Verfügung stellen - ohne Honorierung. Wettbewerbsbeiträge sind Statements der beteiligten Architekten zu einer Bauaufgabe der Gemeinschaft, zur Stadtgestaltung.
Die Fachentscheidungen eines Preisgerichts spiegeln die Diskussion aller Einzelaspekte der Bauaufgabe wieder, sie sind begründet und in Protokollen transparent nachvollziehbar dargelegt und sollten in den öffentlichen Debatten auch das entsprechende Gewicht haben.
In diesem Sinne darf man die Öffentlichkeit zu einer fairen und sachlichen Diskussion mahnen, die den Inhalten gerecht wird und das Potential der vorgelegten Ideen und Konzepte wertschätzt.
Edda Kurz, Vorstandsmitglied für den Bereich Vergabe und Wettbewerbswesen
Archivbeitrag vom 24. April 2013
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