Auf dem 50.000 Quadratmeter großen Areal der ehemaligen Papierfabrik, die Anfang der 1980er Jahre in Konkurs ging, leben heute 53 Menschen. Von den Ebertsheimern werden sie die „Fabrikler“ genannt. Einer von ihnen ist Landschaftsarchitekt Andreas Valentin. Nach mehreren Besuchen hatte er sich 1987 entschieden, mit seiner Familie von Berlin in das 1.300 Einwohner-Dorf in der Pfalz zu ziehen. Bei der ersten Veranstaltung der Reihe „Local Heroes“, die beispielhafte Projekte für das Leben auf dem Land zeigt, stellte er das Wohnprojekt vor. Zudem gab es Vorträge und eine von Susanne Luerweg vom Deutschlandfunk moderierte Podiumsdiskussion über die Herausforderungen privat initiierter Projekte. Dr. Peter Dell, Beratungszentrum für Bürgerbeteiligung (KOBRA) in Landau, Hermann Klos von der Holzmanufaktur Rottweil, Ortsbürgermeister Bernd Findt und Andreas Valentin diskutierten über Fördermöglichkeiten, Denkmalschutz und Integration. „Als Wohnprojekt sind wir erfolgreich, für das ursprünglich geplante Kulturprojekt gibt es noch Entwicklungspotential“, so das aktuelle Resümee des „Local Heroe“ Valentin.
Am Freitag, den 20. April 2018 hatten drei Kammergruppen der Pfalz der Architektenkammer Rheinland-Pfalz zur Veranstaltung "Local Heroes" in der Alten Papierfabrik Ebertsheim eingeladen. Die Veranstaltung wurde mit Führungen durch die Anlage eingeleitet, bei denen die etwa dreißig Gäste den Umfang der Anlage kennen lernen konnten und auch einen Blick in einige Wohnungen werfen durften. Stationen waren dabei das Kesselhaus mit dem eigenen Blockheizkraftwerk, die alten Fertigungsbereiche, Wohntrakte, einzelne Häuser und die weitläufige Außenanlage, die als Garten und Ökostation dient.
Im Anschluss an die Führungen fand man sich im Gemeinschaftsraum zu Kurzvorträgen ein. Andreas Valentin, stellte die Papierfabrik und deren Geschichte in Kürze noch einmal vor. Im Anschluss daran stellte Hermann Klos die Alte Pulverfabrik in Rottweil vor. Hier entstand in denkmalgeschützter Umgebung auf einem 250 Hektar Areal ein Gewerbegebiet mit europaweiter Bedeutung. Als Mitinitiator betreibt Herr Klos vor Ort eine international tätige Holzmanufaktur, die sich auf denkmalgeschützte Projekte spezialisiert hat.
Bei der anschließenden, von Susanne Luerweg vom Deutschlandfunk moderierten Podiumsdiskussion wurden die Herausforderungen, die die Konzeption, Entwicklung, Selbstverwaltung und der aktive Betrieb eines solchen Projektes mit sich bringt erörtert. Ein immer wieder aufkommender Punkt war das fehlen von infrastruktureller Anbindung und Fördermöglichkeiten bei der Entwicklung solcher Projekte. Dieser Themenbereich wurde von Herrn Dahm von der Papierfabrik mit dem Ortsbürgermeister Findt intensiv diskutiert. Dieser bedauerte das Fehlen von Fördermöglichkeiten auf Grund der engen Finanzlage der Region und wies zusammen mit Dr. Peter Dell vom Beratungszentrum für kommunale Kinder-, Jugend-, Bürgerinnen und Bürgerbeteiligung auf die Wichtigkeit klar definierter Ziele, die man in Gemeinschaftsarbeit erreicht. In diesen Kontext fielen emphatische Appelle von Herrn Klos: "Stemmt das aus eigener Kraft!" und Herrn Dell: "Wegen der Förderung macht keiner ein Projekt." Konsens herrschte unter allen Beteiligten darüber, dass man im Vorfeld erkannt haben muss dass ein Projekt sich lohnen wird. Herr Klos konnte mit seiner Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz deutliche Impulse für einen kreativen Umgang mit dem Denkmalschutz geben, die er unter dem Konzept "Denkmalschutz als Voraussetzung für den Erfolg" zusammenfasste. Ein Punkt der in der anschließenden Fragerunde im Publikum und auf dem Podium sowohl zustimmend als auch kontrovers diskutiert wurde und aus dem der Schluss gezogen wurde, dass Denkmalschutz bei kleinen Projekten und Budgets zu überproportional hohen Belastungen führen kann und das ein Förderungleichgewicht zwischen gewerblichen und privaten Projekten besteht. Herr Valentin griff noch mal einen Punkt von Herrn Findt und Herrn Dell auf und thematisierte die soziale und ökonomische Durchmischung, die ein solches Projekt ausmacht, wenn es erfolgreich in der Kommune verwurzelt sein soll. Hierbei wies er darauf hin, dass wir Bürger zwar eine nachhaltige Gebäudebewirtschaftung erwarten, aber unsere Gesellschaft oft sehr wenig nachhaltig ausgerichtet ist.
Im Anschluss an die offene Diskussionsrunde konnten die Gäste, bei Wein und Häppchen mit den einzelnen Rednern in kleinere Gespräche eintreten.
Bericht: Peter Spitzley, Sprecher der Kammergruppe Stadt Kaiserslautern, Landkreise Kaiserslautern / Kusel / Donnersbergkreis