Herr Lelle, worum geht es bei baukobox?
baukobox ist eine Wissensplattform für Architekturdetails und Bauteilinformationen, die als digitales Werkzeug und Inspirationsquelle bei der Recherche konstruktiver Details unterstützt. Anhand von Fassadenzeichnungen realisierter Projekte lassen sich sämtliche Bauteile interaktiv anwählen, die mit zahlreichen Informationen hinterlegt sind: Von verbauten Produkten bis hin zu bauteilbezogenen Wissenstexten. Auch lassen sich die Projekte nach Materialität, Schichtenaufbau der Fassade oder Lage der Fenster filtern und so auf konstruktiver Ebene miteinander vergleichen.
Wie kam es zu der Idee?
Die Idee wurde 2015 geboren: Als Lehrbeauftragte an der TU Kaiserslautern stellten Christian Wolf und ich fest, dass unsere Studierenden vor den gleichen Herausforderungen stehen wie wir einst als Berufseinsteiger. Wie komme ich an planungsrelevante Informationen? Die Informationsflut im Internet ist riesig, das Wissen weit verstreut. Zudem ist ein Großteil der Informationen noch analog, also nur in Fachzeitschriften zu finden. Wir hatten uns daher immer ein Tool gewünscht, in dem nicht nur „rudimentär“ beschriftete Konstruktionszeichnungen publiziert, sondern auch weiterführende Informationen zu Produkten, Herstellern und Normen bereitgestellt werden. In unserem Seminar „Fassade 4.0“ haben wir dann Arbeiten in einer Datenbank zusammengetragen, die Studierenden als Nachschlagewerk für Fassadendetails dienen sollte. Daraus entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) die Webplattform „baukobox“ – ein Kunstwort aus den Begriffen „Baukonstruktion“ und „construction box“.
TU und Innovation Alliance Kaiserslautern kürten Sie zu Gründern des Jahres 2019. Was ist das Innovative an Ihrer Plattform?
Der ganzheitliche Ansatz sowie die interaktive Darstellung von Bauteilen. In einer Branche, in der die Digitalisierung noch nicht so weit fortgeschritten ist, war das ein völlig neuer Ansatz. Die Verknüpfung mit tatsächlich verbauten Produkten bildet stets den aktuellen Stand der Technik ab, vermittelt Markttrends und Know-how und schließt so die Lücke zur Bauindustrie.
Wie setzen Architekt:innen baukobox ein?
Vor allem als Inspirationsquelle und Recherchetool. Unsere Plattform ist nutzerfreundlich und intuitiv aufgebaut: Über verschiedene Suchfilter lassen sich alle Planungsdetails einfach zusammenstellen. Das spart Zeit und Kosten! Und es bleibt mehr Zeit für Kreativtät beim Entwerfen.
Welchen fachlichen Hintergrund hat Ihr Team?
Christian Wolf und ich bringen jahrelange Erfahrung aus Architekturbüros mit. Zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich um Marketing und Vertrieb und sieben Werkstudenten unterstützen bei der Aufbereitung der Referenzprojekte
und Zeichnungen. Zudem arbeiten wir eng mit einer Agentur für Webentwicklung zusammen.
Gerade auch für junge Architekturschaffende und Studierende ist baukobox interessant...
Absolut, denn sie verfügen naturgemäß noch nicht über den Fundus an Lösungsmöglichkeiten für die Planung baukonstruktiver Details, insbesondere was die Verknüpfung von Bauteilen mit Produktlösungen betrifft. Hier schafft
die baukobox Abhilfe. Sie vermittelt interdisziplinäres Wissen, wie Details im Zusammenhang funktionieren. Anhand von Best Practice Beispielen können Studierende und angehende Architektinnen und Architekten Konstruktionsprinzipien lernen, das Erlernte adaptieren und auf den eigenen Entwurf transformieren: Vom Detail ins Ganze! So werden sie methodisch auf Planungsprozesse im Büro vorbereitet.