Nach 27-jähriger Kammeraktivität als Kammergruppensprecher, Vertreter, Vorstand, Vizepräsident, Präsident und Mitglied des BAK-Vorstandes ist es für mich an der Zeit „good-bye“ zu sagen. Stetigkeit in der Kammerpolitik ist gut, Gewohnheit behindert jedoch häufig Lebendigkeit und Veränderung. Frische belebt das Geschäft und auch das Gespräch. Das ist meine feste Überzeugung.
Berufsstand und Berufspolitik stehen vor Veränderungen, die noch gar nicht richtig einzuschätzen sind. Wenn auch die immer gleichen Fragen bleiben, kommen stetig neue Aspekte hinzu, die eingeordnet werden müssen. Das vor uns liegende wird manche Überraschung mit sich bringen. Man wird mit Spannkraft und auch mit Unerschrockenheit darauf reagieren müssen. Wie man damit umgehen kann, hat die Kollegin Edda Kurz im Novemberheft des DAB beschrieben. „Im Unerwarteten liegt die Chance, zu neuen Ideen und Lösungen zu gelangen“. Man muss die Welt nicht als Schicksal begreifen, sondern schauen, was anders und besser geht. Es geht um das Bauen von morgen. Vieles von dem, was sich auftut, hat die AKRP schon lange im Fokus. Baukultur und die Automatisierung der Bauwelt; BIM; Digitalisierung; Partizipation und Konnektivität; Klimaneutralität und Resilienz; Zirkularität und die gebaute Umwelt als Materiallager; Mensch und Natur im Gleichgewicht; Nachhaltigkeit als Imperativ; Bodenpolitik; Bezahlbares Wohnen; Demografischer Wandel; neue Mobilitätsformen; Verdichtung; Pandemie; Inklusion; Vergabe; Wettbewerbe; Weiterbildung; – die Liste vorangetragener Themen ist lang. Die Themen werden weiter geschärft werden müssen – und es werden neue hinzukommen. Sie verlangen nach unserer Aufmerksamkeit und unserem Einsatz.
Haupt- und Ehrenamt haben miteinander in Vertrauen und gegenseitigem Respekt gearbeitet. Auch bei den Trägern öffentlicher Belange konnte Vertrauen weiter vertieft werden. Die Kammer wird gehört, gefragt, einbezogen. Das ist nicht überall so. Die Kammer steht gesund da – in ihrer inneren Haltung wie in ihrem finanziellen Konzept, das zu Beginn der vergangenen zwei Wahlperioden mit einer mittelfristigen Finanzplanung und deren konsequenter Umsetzung begann. Interdisziplinäres „über den Tellerrand schauen“ wurde zur Maxime. Das Thema „Baukultur“ entwickelte sich zu einem festen Begriff, auch wenn an Inhalten und Feinschliff immer weiter gearbeitet werden muss. Das Zentrum Baukultur hat seine Bewährungsprobe längst bestanden und gehört mit zu den Kulturträgern des Landes. Baukultur fand Eingang in die Koalitionsverträge des Landes, sie wird als Planungsprozess verstanden, sie versteht sich selbst als Beteiligungskultur. Die Digitalisierung der Kammer ist kein Thema mehr. In Pandemiezeiten hat sie das bewiesen. Der New Green Deal und die Renovation Wave werden neue Tätigkeitsfelder öffnen. Sanierungspass, Energieausweis, Gebäudelogbuch werden qualifizierte Architekten und Ingenieure fordern. Neue Tätigkeitsfelder werden sich auftun.
Auch in der Bundespolitik reagiert man auf die Entwicklungen. Endlich gibt es wieder ein Bauministerium und nicht nur eine angegliederte Abteilung im Innenministerium. Inzwischen wird bestätigt, dass niemand für die Erreichung der klimapolitischen Ziele so wichtig wie die Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen sowie Stadtplanerinnen und Stadtplaner seien. So kann jetzt auch verstärkt die ausschließliche Zuständigkeit des Bauministeriums für die HOAI gefordert werden. Im HOAI-Novellierungsprozess wirken zurzeit bereits 11 Facharbeitsgruppen mit im Schnitt 25 Personen pro Gruppe aus der BAK, dem AHO und der BingK mit großem Engagement an einer Neufassung mit. Die HOAI ist mehr als eine bloße Honorarordnung. Sie prägt mit ihren Leistungsbildern das Selbstverständnis des Berufsstandes. Deshalb muss sie schnellstens zeitgemäß weiterentwickelt werden.
Die zukünftig betroffene Generation muss da mitsprechen.
Vertreterversammlung und Vorstand haben sich nach der Wahl verjüngt. Noch nicht ganz so merkbar wie gewünscht, aber doch die Statistik verändernd. Und das ist gut so. Bei einem Wechsel müssen neue Impulse hereinkommen. Das Einwerben junger Kolleginnen und Kollegen bleibt deshalb weiter eine große Aufgabe. Sie bringen die Frische und die Innovationen, die wir brauchen.
Ich danke allen, die die Entwicklung der AKRP in den letzten beiden Wahlperioden mitgetragen und gestützt haben. So etwas ist nur im Team, mit einer loyalen Geschäftsführung, motivierten Mitarbeiter_innen – und Freunden - möglich. Der neu gewählten Vertreterversammlung, dem neuen Vorstand, der Landesgeschäftsstelle wünsche ich für die Zukunft nur das Beste. Wir werden uns sicher auf einem der nächsten Politischen Sommerfeste begegnen – wenn sie denn stattfinden können – oder anderswo – bis dahin - beste Grüße, in alter Frische,
Ihr Präsident Gerold Reker