13. November 2014

Mehr MITTE bitte!

Die erste Stufe des Wettbewerbs „Mehr MITTE bitte! - Ein Wettbewerb für Wohnen und Leben in ländlichen Ortskernen“ ist entschieden. Die ausgewählten Modellprojekte werden nun mittels Realisierungswettbewerben umgesetzt. Ausgewählt wurden Projekte in Katzenelnbogen, Gillenfeld, Freudenburg, Eisenberg und Hochstetten-Dhaun sowie in Sembach.

Der für Finanzen und Bauen zuständige Staatssekretär Salvatore Barbaro gratulierte am 4. November gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Gemeinde- und Städtebundes, Ralph Spiegler, den Vertretern der ausgewählten Kommunen. In Katzenelnbogen, Gillenfeld, Freudenburg, Eisenberg und Hochstetten-Dhaun wird nun jeweils ein konkretes Bauprojekt realisiert, das neue Wohnungen im Zentrum schafft und die Ortsmitte aufwertet. Barbaro hob hervor, dass es das Ziel des Wettbewerbs sei, „die Stadt- und Ortsmitten zu stärken und zu vitalisieren, eine Rückbesinnung auf die Zentren anzustoßen und die Schwerpunktverlagerung an die Ortsränder aufzuhalten. Denn gerade die vom demografischen Wandel betroffenen Orte in ländlichen Räumen bräuchten einen gesellschaftlichen Mittelpunkt, der die Identifikation mit dem Heimatort für die Bewohner und für das Umland stärkt.“ Die ausgewählten Bauherren und Gemeinden hätten sich sehr engagiert und beispielgebend präsentierte, fügte Spiegler hinzu.

Mit dem Wettbewerb, den das Finanzministerium und der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz zusammen ausgelobt hatten, wurden Kommunen im ländlichen Raum gesucht, die mit besonderen Ideen und Projekten ihre Ortskerne aufwerten und zusammen mit einem potenziellen Bauherrn einen Realisierungswettbewerb im Rahmen eines kooperativen Verfahrens ausloben wollen. Bewerben konnten sich kleine Städte und Gemeinden mit 1.000 bis 10.000 Einwohnern, die eine überörtliche Bedeutung für die umliegenden Gemeinden und eine eindeutige Zuordnung entsprechend des Landesentwicklungsprogramms (LEP) IV zum ländlichen Raum haben.

Aus der Vielzahl der eingereichten Vorhaben wählte die Jury - bestehend aus dem ehemaligen Finanzminister Dr. Carsten Kühl, dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied des Gemeinde- und Städtebundes, Winfried Manns, und Kammerpräsident Gerold Reker - die siegreichen Projekte aus. Diese reichen von der Neubebauung einer innerstädtischen Brache mit einem Einfamilienhaus, über den Bau altengerechter Wohnungen einer neu gegründeten Genossenschaft bis hin zur Revitalisierung einer leerstehenden Grundschule. Ursprünglich war vorgesehen, nur fünf Projekte auszuzeichnen, letztendlich überzeugte die Jury aber auch die Vorstellung der Gemeinde Sembach. Dort wird nun zunächst ein Ideenwettbewerb durchgeführt.

Kammerpräsident Reker zeigte sich begeistert vom Wettbewerb „Mehr MITTE bitte“, der selber Modellcharakter habe: „Auf einer gemeinsamen Projektbereisung mit Minister Dr. Kühl vor etwas mehr als einem Jahr haben wir hautnah erlebt, wie viele ländliche Gemeinden vom Zentrum her leerfallen. Dass es so schnell gelungen ist, mit dem Wettbewerb das Thema aufzugreifen und so auf Qualität gesetzt wird, sehen wir als Bestätigung unserer Arbeit.“

Für alle Projekte soll nun die genaue Aufgabenstellung in Abstimmung mit den Bauherren und Kommunen erarbeitet werden. Die Bewerbungsphase für die Büros ist bereits abgeschlossen; bis zum Sommer 2015 sollen alle Wettbewerbe entschieden sein.

Die ausgewählten Projekte:

Einfamilienhaus in Katzenelnbogen

In Katzenelnbogen hat ein junges Paar neben dem Elternhaus ein Abbruchgrundstück erworben, um hier ein Einfamilienhaus zu bauen. Bewusst haben sich die Bauherren gegen das Wohnen am Ortsrand und für ein Grundstück im Ortskern entschieden, obwohl dies eine unkonventionelle Bebauung verlangt. Den Architektenwettbewerb sieht das Paar daher als große Chance.

Seniorengerechtes Wohnen in Gillenfeld

In der Ortsgemeinde Gillenfeld haben engagierte Bürger eine Genossenschaft gegründet, um den Ort zu entwickeln und lebenswert zu erhalten. Sie wollen ein Wohnprojekt mit zwölf barrierefreien Wohnungen für das gemeinschaftliche Wohnen im Alter realisieren und darüber hinaus Versorgungsstrukturen sowie die soziale Einbindung der Bürger ins dörfliche Umfeld sicherstellen. Neben der Organisation der Zusammenarbeit mit Pflegediensten übernehmen sie auch selbst ehrenamtliche Hilfeleistungen. Die Gillenfelder arbeiten seit 2012 an einer Ortskernstrategie zur Innenentwicklung mit dem Ziel, keine weiteren Neubaugebiete auszuweisen und die im Ort vorhandenen Flächenressourcen optimal zu nutzen.

Revitalisierung der denkmalgeschützten Gaststätte mit Wohnungen in Freudenburg

In Freudenburg soll das denkmalgeschützte Gasthaus, das seit Jahren leer steht, mit Wohnungen revitalisiert werden.

Wohnprojekt in Eisenberg

In Eisenberg wollen die Kommune und ein privater Investor zusammen ein gemeinschaftliches Wohnprojekt realisieren. In einem nicht mehr benötigten Bürgerhaus sollen ein Quartierscafé, Praxen und eine Begegnungsstätte entstehen und auf dem dazu gehörenden ehemaligen Parkplatz seniorengerechte Mehrfamilienhäuser errichtet werden.

Umnutzung einer Schule zum Wohngebäude in Hochstetten-Dhaun

In Hochstetten-Dhaun soll eine Grundschule aus den 60er Jahren in ein Wohngebäude umgenutzt werden. Eine Situation, wie sie vielerorts zu finden ist: Ein markantes, zentrumsnahes Gebäude mit großer Freifläche, dessen Rohbaustruktur für einen Abriss zu wertvoll ist.

Leerstand um das ehemalige Schulhaus in Sembach

Die Gemeinde Sembach hat nach Abzug der amerikanischen Streitkräfte auf einer Konversionsfläche erfolgreich einen Gewerbepark entwickelt. Die hieraus gewonnenen Finanzmittel will die Gemeinde in die bauliche Entwicklung der historischen Ortsmitte zu investieren.

       

Archivbeitrag vom 13. November 2014