Das Bauhaus entwickelte sich in einer Gedankenwelt, die nach dem 1. Weltkrieg eine Stunde „null“ markierte. Die bürgerlichen Begriffe einer „Wandlung“ konnten der Sache nicht mehr gerecht werden. Die Situation war katastrophal. Die drängende Wohnungsfrage beschäftigte Bürgermeister, Stadtplaner und Architekten. Innerhalb weniger Jahre wurden Quartiere für zigtausende Menschen aus dem Boden gestampft. Kommunen und Baugenossenschaften investierten gigantische Summen.
Diesen Aufbruch muss man verstehen, diesen Willen zur Utopie begreifen! Leicht ist das nicht, denn der Enthusiasmus der damaligen Zeit ist der Routine gewichen. Die moderne Architektur war notwendig – und ihre Wirkung ist nicht zu Ende. Die „neue“ Architektur der Moderne war utopisch und esoterisch. Es macht Sinn, ihr eine breitere Basis zu geben: Architektur als Politikum begreifen.
Die Ausstellung „Strategien der Moderne am Beispiel einer Stadt: Kaiserslautern“ zeigt das auf. Spannend zu erfahren, wie sich die Moderne weitab vom Bauhaus und den Zentren der Kunst- und Architekturdiskussion entwickelte.
Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz hat sich in Kooperation mit dem Finanzministerium der Sache gestellt, nämlich Wohnungsbau, Städtebau und Architektur als Politikum zu begreifen.
Die Ausstellung, die durch die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur gefördert wurde, kommt nun auf ihrer vorerst letzten Station nach Mainz und Trier in Kaiserslautern an – dem Ort, an dem bereits vor 100 Jahren Stadt- und Quartiersentwicklungen, soziale, qualitative und kommunale Themen strategisch zusammen gedacht wurden. Manches dieses Gedachten und Umgesetzten könnte
man durchaus ins Heute transformieren (Ausstellungseröffnung im Rathaus Kaiserslautern, 15. Oktober 2019, 19 Uhr).
Den Kerngedanken der Bauhäusler wie den der ganzen Wohnreformbewegung „Licht, Luft und Sonne – für alle“ herauszukehren, ergab sich fast von selbst: Das große Interesse an den letzten „Hambacher Architekturgesprächen“ zu diesem Thema spricht für sich.