Die „Präsident-Mohr-Schule“ in Ingelheim platzt aus allen Nähten. Um dem gestiegenen Raumbedarf gerecht zu werden, soll die Grundschule nun durch einen Neubau erweitert werden. Dabei sollen die beiden spätklassizistischen Gebäude erhalten, die Bauten aus dem 20. Jahrhundert abgebrochen werden. Besonderes Augenmerk lag auf der Freiflächengestaltung. Neben Pausen- und Sportflächen war der Schulvorbereich als Quartiersplatz mit Spielplatz zu konzipieren. Darüber hinaus war eine öffentliche Tiefgarage mit 80 Stellplätzen vorzusehen. Bei dem von der Stadt Ingelheim am Rhein ausgelobten, nicht offenen Realisierungswettbewerb vergab das Preisgericht drei
Preise und zwei Anerkennungen.
17. Mai 2022
Mehr Raum zum Lernen
1. Preis
Der erste Preis ging an Harter+Kanzler&Partner PartG mbB mit AGFreiraum Landschaftsarchitekten PartG mbB (beide Freiburg). Die Verfasser fügen den beiden Altbauten insgesamt drei Baukörper hinzu. Durch die Setzung im nördlichen, südlichen und östlichen Grundstücksteil entstehe dabei ein großzügiger Freiraum, so die Jury. Besonders angetan war sie vom Hauptgebäude: Als Split-Level konzipiert, schaffe der Gebäuderiegel nicht nur eine klare Raumkante zum Quartiersplatz hin, sondern nehme sich auch wohltuend gegenüber den beiden historischen Bauten zurück. Je zwei Räume bilden mit einer Altbauetage ein Stufencluster; dazwischen liegen die Fachräume sowie der Lehrerbereich. Dank der vorgesehenen Differenzierungsräume und Lernnischen in den Flurzonen sei das pädagogische Konzept optimal umgesetzt, so das Preisgericht. Die Sporthalle sowie das Mensa- und Ganztagsgebäude nehmen die Architektursprache des Hauptgebäudes auf und orientieren sich mit ihren Eingängen zur Mitte; die Tiefgarage ist unter dem Neubau und zentralen Freiraum angeordnet. Insgesamt sei es den Verfassern gelungen, „mit einfachen architektonischen Mitteln (...) eine sehr flexible Schullandschaft mit hohem Identifikationsfaktor“ zu schaffen.
2. Preis
Der zweitplatzierte Entwurf der karlundp Gesellschaft von Architekten mbH (München) mit TOPOS-Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung (Berlin) verfolge einen außergewöhnlichen Ansatz und verleihe der Präsident-Mohr-Schule einen dörflichen Charakter. Die beiden Bestandsbauten werden durch drei unabhängige Neubauten ergänzt, die sich harmonisch in die Umgebung einfügten. Durch die offene Baustruktur ergäben sich abwechslungsreiche, gut gestaltete Freiraumqualitäten, so die Jury. Auch die pädagogische Idee des „Schul-Zuhauses“ für jede Jahrgangsstufe wurde gelobt, ebenso das Angebot von Lehrinseln und Differenzierungszonen. Die vorgeschlagene Holz-Beton-Bauweise verspreche zudem Nachhaltigkeit. Überarbeitungsbedarf sah das Preisgericht jedoch beim Quartiersplatz sowie der Anordnung der Tiefgarage unterhalb des Spielplatzes und der Sporthalle im Eingangsbauwerk.
3. Preis
Mit einem dritten Preis wurde die Arbeit der löhle neubauer architekten BDA pmbb (Augsburg) mit lohrer hochrein landschaftsarchitekten + stadtplaner (München) bedacht. Der Entwurf sieht einen Abriss des Altbaus West vor. Dafür wird ein dreigeschossiger orthogonaler Hauptkörper gesetzt, der sich in Ostrichtung zu einem eingeschossigen Gebäuderiegel entwickelt und den denkmalgeschützten Altbau Ost zweiseitig umschließt. Besonders positiv bewertete die Jury die klare Adressbildung des Neubaus in den öffentlichen Raum, die durch eine Differenzierung
zwischen Vor- und Quartiersplatz noch gestärkt werde. Aufgrund der kompakten Bauweise stehe der südliche Grundstücksteil vorwiegend der Freiraumnutzung zur Verfügung. Die Zweigeschossigkeit der Tiefgarage sowie die Andienung der Mensa seien jedoch zu überdenken.
Anerkennungen
Das Preisgericht würdigte die Arbeiten von dasch zürn + partner mit Hannes Bäuerle m. Sc., Freier Landschaftsarchitekt + Freier Stadtplaner (beide Stuttgart) sowie sinning architekten (Darmstadt) mit Sommerlad Haase Kuhli Landschaftsarchitekten PartG mbB (Gießen) mit Anerkennungen.