Ausgelobt wird ein beschränkt offener Wettbewerb mit detaillierter Beschreibung der Aufgabe. Der Auslober wünscht sich 25 Teilnehmer, die mittels überschaubarer Eignungskriterien gefunden werden; nur 19 Büros geben einen Entwurf ab. Eine der neuesten bunten Blüten, die das Vergabewesen bereithält, diesmal aber von Architektenhand gezüchtet. Wahrscheinlich kommt das Verfahren zu einem guten Ende, und der Auslober wird für seine Bereitschaft, einen Wettbewerb durchzuführen, mit einem preiswürdigen Vorschlag belohnt. Es bleibt aber ein fader Nachgeschmack: beim Auftraggeber, der nach entsprechender Werbung durch die Kammer und das betreuende Büro davon ausging, dass sich bewerbende Architekten natürlich auch mitmachen wollen, bei der Kammer, die ihr Bemühen um mehr Wettbewerbe durch Mitglieder selbst konterkariert sieht, und mehr noch bei Architekten, die gerne mitgemacht hätten, im Punkteranking aber hinten anstehen mussten. Das Werben für Wettbewerbe ist in Rheinland-Pfalz gelinde gesagt nicht einfach, das diskutierte Für und Wider paart sich mit unterschiedlichen Verfahrens- und Akquisitionsvorlieben in der Architektenschaft. Nicht alle sind bereit, sich dem Qualitätswettbewerb zu stellen und nutzen lieber ihre Stärken im Verhandlungsverfahren; das ist völlig legitim. Der gesamte Berufsstand sollte sich aber der Bedeutung des Architektenwettbewerbs für die baukulturelle Entwicklung im Land bewusst sein, von der letztlich alle Architekten profitieren. Überall mitspielen zu wollen, dann aber wieder abzuspringen, wenn man schon zu den Auserwählten gehört, schadet dem Wettbewerbswesen, vor allem aber denjenigen Kollegen, die willens und in der Lage gewesen wären, einen Entwurf abzuliefern. Immerhin sechs Mitbewerber an der Zahl wurden schlichtweg ... ausgebremst.
Vizepräsident Ernst Wolfgang Eichler, Alzey
Archivbeitrag vom 21. November 2011