Um den Einsatz grauer Energie und die Lebenszykluskosten betrachten zu können, setzt die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag auf den digitalen Gebäuderessourcenpass. Es steht in der Diskussion, diesen zum Bestandteil des Genehmigungsprozesses zu machen. Erste Vorschläge liegen auf dem Tisch. Und es sieht ganz danach aus, als müssten wir uns mit einem weiteren Fachplaner auseinandersetzen, der die Berechnungen und die Dokumentation für uns erstellt und die entsprechenden Zertifikate ausstellt.
16. November 2023
Nachhaltigkeitsplanung
CO2 zu reduzieren, ist eine der dringlichsten Ziele im Bausektor. Dabei bedarf es einfacher Lösungen, nicht weiterer Fachplaner!
Aber ist das wirklich zielführend? Erreichen wir mehr Nachhaltigkeit, indem wir immer komplexere Nachweise fordern? Wird eine Kreislaufwirtschaft durch das Hinzuziehen von weiteren Fachplanern erst ermöglicht? Schaffen wir unsere Klimaschutzziele, indem wir unsere Planungskompetenz zur Materialität aus der Hand geben?
Ist es nicht viel sinnvoller, Nachhaltigkeitsaspekte in unsere tägliche Arbeit mit einzubeziehen, somit in die Breite zu tragen und nicht nur einem Bruchteil der Bauvorhaben zu gönnen, die sich komplexe Zertifizierungen leisten können? Sollte nicht die Betrachtung des CO2-Abdrucks vergleichbar sein mit der Kostenermittlung, die unser täglich Brot ist? Die Vorgänge sind ähnlich, Volumen und Materialien werden mit Zahlen belegt. Doch während am Ende der Kostenberechnungen eine definitive Zahl steht, fehlt diese Währung bei der Nachhaltigkeitsplanung noch.
Robert Habeck selbst hatte sich beim Deutschen Architekt*innentag (DAT) eine einfache Lösung gewünscht, eine Zahl, die klar und deutlich den Nachhaltigkeitsanspruch eines Gebäudes formuliert. Bauen kann im Prinzip niemals klimapositiv sein. Jedes Projekt beansprucht schon in seiner Entstehung erhebliche Mengen CO2. Und genau hierfür gibt es den Indikator für das globale Treibhauspotential (GWP). Der CO2-Äquivalent/m2 könnte eine Kenngröße sein, die unser derzeit dringlichstes Ziel, die Reduktion des CO2-Ausstoßes im Bausektor, als Währung widerspiegelt.
Der digitale Gebäuderessourcenpass muss trotz komplexer Anforderungen hierauf aufbauen. Wir brauchen Lösungen, die sich schnell – und nicht alleine von Fachplanern – umsetzen lassen. Architektinnen und Architekten verfügen über das Wissen und die Kompetenzen, Nachweise zu erstellen und dürfen sich nicht vor dem Zahlenwerk scheuen. Digitale Tools können hier Hilfestellung geben. Was es braucht, ist unser Wissen von Ästhetik, Fügung und dem richtigen Einsatz der Baustoffe und keine weiteren Fachplaner!