Nur wenige Kilometer vom Koblenzer Stadtzentrum entfernt erhebt sich hoch über dem linken Rheinufer das Schloss Stolzenfels, einer der touristischen Hauptanziehungspunkte im oberen Mittelrheintal. Durch eine Erweiterung des Parkhauses soll das Schloss nun ein attraktives Empfangsgebäude erhalten. Dabei soll das bestehende Erdgeschoss als Sockel betrachtet werden, auf dem ein weiteres Geschoss errichtet wird. Hier sind eine größere Orangerie, ein Besucher-Servicepoint mit Ticketautomat sowie Flächen für Gastronomie vorgesehen. Der Neubau soll multifunktionalen Charakter haben und Ankunfts- wie Aufenthaltsqualität bieten. Gestaltungsvorschläge lieferte nun ein nichtoffener Realisierungswettbewerb, bei dem drei Preise und zwei Anerkennungen vergeben wurden.
17. April 2024
Schloss Stolzenfels
1. Preis
Dem Siegerentwurf von Pool Leber Architekten und Stadtplaner (München) attestierte die Jury eine überzeugende, städtebauliche Setzung: Auf einem Natursteinsockel erhebt sich der massive Eingangspavillon. Die Orangerie ist hingegen als transparentes, modulares Volumen geplant. Dazwischen spannt sich ein wohl proportionierter Eingangsplatz, der aus nördlicher Richtung von Koblenz kommend wie auch aus südlicher Richtung der Bootsanleger betreten werden kann. Besonders angetan war die Jury vom Eingangsgebäude, das von einer Diagonale geteilt wird und den Blick auf Viadukt und Schloss freigibt. Durch diesen Kunstgriff erhalte das Schloss eine gekonnte Inszenierung und Rahmung. Die Orangerie besteche durch Einfachheit und Raffinesse: Durch die leichte Schrägstellung der regelmäßigen Module entwickele sich in Fassade und Dach ein bewegtes Spiel aus transparenten und opaken Elementen. Den Verfassern gelinge es, ein prägnantes wie kraftvolles Ensemble aus Besucherzentrum, Orangerie und Infrastrukturbauwerk und einen würdigen Auftakt für Schloss Stolzenfels zu schaffen.
2. Preis
Mit einem zweiten Preis wurde die individuelle Arbeit von Max Dudler (Frankfurt) prämiert, die durch eine Zweiteilung in einen monolithischen Betonbau für das Café und eine freigestellte, versetzt eingeschobene Orangerie
überzeugte. Dabei nimmt der Entwurf das Parkgeschoss als integralen Bestandteil in die Architektursprache auf. Die Dach- und Fassadengestaltung greift die Rautenform der Bleiglasfenster des Schlosses auf. Das Dachtragwerk orientiert sich in seiner Faltung an den vorhandenen Dachstrukturen der benachbarten giebelständigen Gebäude. Auch die Materialwahl wurde positiv bewertet: Die Holzkonstruktion mit rautenförmiger Pfosten-Riegelfassade und vorgehängtem Streckmetall bilde eine spannende Synthese, so die Jury. Insgesamt besteche der Entwurf in seiner Prägnanz, Durcharbeitung und dem intelligenten Einsatz von Konstruktionstechniken und Materialien.
3. Preis
Die drittplatzierte Arbeit der Steimle Architekten (Stuttgart) binde das Parkdeck unprätentiös über eine vorgestellte Pergola ein, lenke dank der begrünten Terrassen den Blick auf das Schloss und verbinde die städtische Ebene mit der ansteigenden Topografie. Über eine Treppenanlage gelangen die Besucherinnen und Besucher eher beiläufig in die Eingangsebene. Der dreischiffige Grundriss ermögliche eine multifunktionale Nutzung. Jedoch erscheine fraglich, ob der gewählte Bautypus der städtebaulichen Situation gerecht werde.
Anerkennungen
Anerkennungen gingen an Staab Architekten (Berlin) und Hupe Flatau (Hamburg).