Brandschutz ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „heißes“ Thema, besonders in der Denkmalpflege. Wo sind die Grenzen einer denkmalverträglichen Brandschutzertüchtigung? Gibt es befriedigende Lösungen, die alle Interessensgruppen vertreten können? Dies waren nur zwei der vielen Fragen, um die es bei 13. Veranstaltung der Reihe Tatort Altbau am 17. November 2016 in der Jugendherberge Grafenschloss Diez ging.
Nach einer Begrüßung der Architektin Julia Holzemer-Thabor in Vertretung des Vorstandes der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, stellte Landeskonservatorin Dr. Roswitha Kaiser die Frage nach Schutz oder Schaden für Baudenkmale, wenn es um Brandschutzmaßnahmen geht. Aus Sicht der Denkmalpflege erfordert Schutz statt Schaden, eine denkmalgerechte Brandschutzmethodik, denkmalerfahrene und gute Planer sowie qualitätvolle Herstellung und Gestaltung von Technik, Konstruktion und Einzelprodukten.
Im Anschluss referierte Architektin Dagmar Pasch, von dem Architekturbüro „kister scheithauer gross architekten und planer“ aus Köln über die Umnutzung, Sanierung und den Brandschutz des denkmalgeschützten Gerling-Hochhauses in Köln. Am Beispiel des fast komplett entkernten Stahlbetonbaus zeigte sie den Planungsprozess von Brandschutzmaßnahmen auf.
Baudirektor Dipl.-Ing. Manfred Busch aus Landau verwies auf das richtige Maß beim Brandschutz. An gut ausgewählten Beispielen zeigte er, dass es in vielen Fällen möglich ist, die Auflagen des Brandschutzes zu erfüllen, ohne stark in die Struktur und das Erscheinungsbildes des Denkmals eingreifen zu müssen. Gefragt sind hierbei die intensive Beschäftigung mit den Paragrafen der Gesetzestexte und die gewollte Suche nach individuell konzipierten Alternativen. Er zeigte auf, dass es durchaus möglich ist, gute und alle Beteiligte zufriedenstellende Lösungen zu finden.
Die Frage, ob eine Barocktür nach der Ertüchtigung zu einer Brandschutztür noch eine Barocktür sei, beantwortete Schreinermeister Eduard Schiefer aus Wittlich mit einem klaren „Nein“. Am Beispiel der erfolgten Brandschutzmaßnahmen im Rahmen der Sanierung des Auguste-Viktoria-Gymnasiums in Trier stellte er einen Werkbericht über die Brandschutzertüchtigung der historischen Holzeinbauten vor.
Abschließend referierte Prof. Dr.-Ing. Jürgen Wesche aus Leverkusen u.a. am Beispiel des Brandschutzkonzepts der Jugendherberge Diez über die bauaufsichtlichen Anforderungen an den Brandschutz im Baudenkmal. Neben der Vorstellung von guten Lösungen verwies er jedoch auch auf Maßnahmen, die dem Denkmal zwar nicht zuträglich seien, die Sicherheit jedoch Vorrang habe und dem Denkmalschutz in diesen Fällen die Hände gebunden bleiben.
Im Anschluss an die Vorträge konnten die Teilnehmer die Jugendherberge und das angrenzende Museum besichtigen. Die Führungen erfolgten durch Herrn Dr. Eduard Sebald und Frau Dr. Alexandra Fink von der Generaldirektion Kulturelles Erbe sowie durch Architektin Kerstin Neeb und Herrn Rolf Lotz von der LBB Niederlassung Diez.
Mit insgesamt 100 Architekten, Denkmalpflegern und Handwerkern aus dem Bereich der Denkmalpflege war der „Tatort Altbau“ wieder einmal sehr gut besucht. Der nächste Tatort Altbau, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammer Koblenz, der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Abteilung Landesdenkmalpflege ist bereits in Planung und wird sich im kommenden Frühjahr mit dem Thema Barrierefreiheit im Baudenkmal widmen.
21. Dezember 2015
Tatort Altbau | Brandschutz im Baudenkmal
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