Mit der aktuellen Themenreihe „Erbe.Bestand.Zukunft“ stellt die Bundesstiftung Baukultur die Frage nach einer neuen Umbaukultur. In Mainz erforschten und diskutierten Architekten, Stadtplaner, Stadtentwickler und interessierte Bürger im Mai die „Historischen Schichten der Stadt“.
Bereits beim Vorabendempfang im Zentrum Baukultur gab es eine Einführung ins Thema: Die rheinland-pfälzische Bauministerin Doris Ahnen wies auf die Bedeutung des baulichen Erbes und seiner Bewahrung hin. Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer und stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, vermittelte einen Überblick über die Paradigmenwechsel in der Stadtplanung der vergangenen sieben Jahrzehnte. Und Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, stellte die Entwicklung der Städte Mainz und Trier vor und zeigte, welchen Einfluss unterschiedliche politische Strukturen und Gesellschaftsformen dabei hatten. In der anschließenden Diskussion ging es auch um die Frage, wie unser Baukulturerbe jüngeren Generationen vermittelt werden kann.
Bei der Hauptveranstaltung am 11. Mai im Mainzer Rathaus wies Kammerpräsident Gerold Reker in seiner Begrüßungsrede auf die Bedeutung der historischen Schichten für unser Verständnis der heutigen Stadt hin. Dabei erwähnte er auch die Ambivalenz der Erinnerungen bezüglich dieser Schichten. In Impulsvorträgen stellten anschließend Referenten aus ganz Deutschland verschiedene Projekte vor – von der Umnutzung alter Kasernenflächen in Mannheim (Achim Judt, MWS Projektentwicklungsgesellschaft mbH, Mannheim) und dem Neubau des Gründerviertels in Lübeck (Iris Dilba, Stadt Lübeck) bis hin zu aktuellen Methoden der Bauforschung (Prof. Dr. Corinna Rohn, Hochschule RheinMain). Wie die Stadt Weimar ihr historisches Erbe als Kapital für den Tourismus nutzt, erläuterte Ulrike Köppel, Weimar GmbH. Prof. Petra Kahlfeldt skizzierte den Spannungsbogen „Konservieren versus Rekonstruieren“, der sich in der täglichen Planungsarbeit von Entwerfen und Konstruieren im Bestand ergibt. Thomas Metz, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, erläuterte die Bedeutung archäologischer Schichten für die Stadtplanung mit dem Prinzip des Palimpsests – die Stadt als Manuskript, das immer wieder überschrieben wird und dessen Schichten als kulturelles Gedächtnis fungieren. Wie diese Schichten in der Dresdner Neustadt aufeinanderprallen, legte Prof. Thomas Will, TU Dresden, in seinem Impulsreferat dar. Dr. Christoph Rauhut, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK), zeigte auf, welche neuen Möglichkeiten der Denkmalschutz durch den digitalen Wandel erfährt. Anschließend konnten die Teilnehmer mit den Referenten an offenen Arbeitstischen konzentriert diskutieren.