Ein öffentlicher und transparenter Umgang mit wichtigen Bauvorhaben ist für die Architekturqualität und damit für die Baukultur von großer Bedeutung. Der Architektenwettbewerb spielt dabei eine herausragende Rolle.
Manfred Sack, der inzwischen verstorbene Redakteur der ZEIT, hat es einmal so gesagt: „Bauen ist nie nur privat. Es ist immer auch öffentlich. Das Haus, die Nachbarschaft, die Stadt, wo wir wohnen und arbeiten, bestimmt die Qualität unseres und des Lebens zukünftiger Generationen, gibt Heimat ein räumliches Gefüge.“
Dieses Gefüge wird nicht durch einzelne herausragende Bauwerke bestimmt, sondern entsteht erst durch das Zusammenspiel von Gebäuden, Nutzungen, Dichte, Straßen, Plätzen, Stadttechnik, Möblierung, Grünanlagen. Verantwortlich dafür sind aber nicht nur die Architekten, allen voran sind es die Bauherren, und es sind die Politik, die Verwaltung, die das öffentliche Interesse einzufordern haben.
Zwischen Nützlichkeit und Schönheit, zwischen Bauherrenerwartung und der Produktion von Heimat stellen sich tausend und eine widerstreitende Anforderung an die zu findende Lösung. Die ‚beste‘ kann es bei dieser Komplexität kaum geben. Gesucht wird eher das ‚relative Optimum‘, gefordert ist auch die Beteiligung derjenigen am Entscheidertisch, die nicht direkt beteiligt sind: Nutzerinnen und Nutzer und die Öffentlichkeit. Deshalb bietet nur die Kenntnis von Alternativen, nur der Diskurs von Fachwelt und Sachwaltern der anderen Interessen die höchste Gewähr dafür, dieses ‚relative Optimum‘ zu finden. Und darüber auch das am besten geeignete Architekturbüro.
Bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gibt es in Deutschland bewährte Regeln für die Durchführung von Planungswettbewerben. Ihre Prinzipien sind unverändert in der RPW 2013, der aktuellen Richtlinie, zu finden. Doch seit 1992 gibt es eine einschneidende Zäsur: Seither müssen alle Dienstleister – und hierzu zählen auch wir – gemäß der europäischen Vorgaben GATS-weit ohne Diskriminierung gleiche Chancen für den Zugang zu einem öffentlichen Auftrag und damit auch zu einem Wettbewerb erhalten. Im nachgetrauerten Früher waren regionale Wettbewerbe oder Einladungswettbewerbe gang und gäbe – tempi passati – mindestens für die öffentlichen Bauherren.
So gibt es weder die ‚beste‘ Lösung noch ‚den‘ Architektenwettbewerb. Sogar bei der Auswahl des Verfahrens stellt sich die Frage nach dem relativen Optimum und der ‚richtigen‘ Ausgestaltung. Unterschiedliche Interessen sind zu versöhnen: Junge Architektinnen und Architekten hoffen auf Markteinstieg und einfache Zugangsbedingungen. Bereits bekannte Büros möchten mit ihrer Erfahrung punkten und wünschen eine kleine Konkurrenz.